Liposomal - doppelt genial!

Liposomal - doppelt genial!

Liposomen sind mikroskopisch kleine Bläschen mit einer Größe von ca. 100 - 180µm groß. Die Hülle dieser Liposomen besteht aus aneinandergereihten Phospholipiden. Der Kopf dieser Phospholipide ist hydrophil also “wasserliebend”, während die zwei hydrophoben und lipophilen Schwänze wasserabweisend und “fettliebend” sind. In wässriger Umgebung ordnen sich diese Phospholipide zu einer stabilen Doppelschicht bzw. Doppelmembran an. Eine solche Struktur kennt man auch von den körpereigenen Zellmembranen - den Türen zu unseren Zellen, welche auch zu einem großen Anteil aus Phospholipiden aufgebaut sind. Liposomen bilden in Wasser kugelförmige Strukturen, die aufgrund ihrer beschriebenen Eigenschaften sowohl wasser- als auch fettlösliche Substanzen einschließen können. Dies bringt interessante Vorteile, die man sich im Bereich Nahrungsergänzung und Kosmetik zunutze macht.¹

Herstellung liposomaler Formulierungen

Die Herstellung von Liposomen gründet auf einem natürlichen Phänomen. Zur Herstellung von Liposomen werden Phospholipide verwendet, die entweder natürlichen Ursprungs (z. B. aus Sonnenblumen oder Soja) oder synthetisch hergestellt sein können. Die Herstellung erfolgt in der Regel in flüssiger Umgebung, wobei die Phospholipide durch Methoden wie Ultraschall bzw. Druck zu Vesikeln geformt werden. 

Warum können Liposomen die Bioverfügbarkeit erhöhen?

Es gibt bekannte Stoffe, die vom Körper schwieriger aufgenommen werden. Sie haben eine geringe Bioverfügbarkeit. Am Beispiel von Eisen sind Phytinsäure, Oxalate und Tannine zu erwähnen, welche mit Spurenelementen wie Eisen und Zink Komplexe eingehen können, diese somit binden und die Aufnahme dieser Stoffe dadurch behindern. Auch das bekannte Polyphenol Curcumin aus der Curcuma-Wurzel ist bekannt für eine schlechte Resorption, da die entsprechenden Transportmechanismen fehlen. In Bezug auf die Verwertbarkeit zugeführter Stoffe sind auch Mikronährstoff-Gegenspieler (wie z.B. Zink und Kupfer), fehlende Co-Faktoren (wie Vitamin C für Eisen), die Darmgesundheit sowie genetische Faktoren zu nennen, die eine signifikante Rolle in Bezug auf die Resorptionsfähigkeit des Körpers spielen können.

Die Phospholipid-Doppelschicht der Liposomen kann die eingeschlossenen Substanzen vor dem Abbau durch Magensäure und Enzyme sowie vor Komplexbildung schützen und bietet die Voraussetzungen für eine geschützte Aufnahme im Darm. Durch ihre Ähnlichkeit zur Zellmembran können Liposomen mit Zellen verschmelzen und die eingeschlossenen Wirkstoffe ins Zellinnere abgeben.¹

Phospholipide - doppelt gut

Phospholipide sind nicht nur Trägermaterial im Hinblick auf liposomale Formulierungen für erhöhte Bioverfügbarkeit, sondern auch essenzielle Bestandteile menschlicher Zellmembranen.¹ Die Zufuhr von Phospholipiden kann die Integrität und Funktion von Zellmembranen unterstützen,³ woraus sich positive Wirkungen auf verschiedene Organe erklären lassen können.² Studien konnten zeigen, dass der Phospholipidgehalt im Blut mit steigendem Alter sowohl bei Frauen als auch bei Männern abnahm.⁴ 

Phospholipide & Epigenetik

Es gibt Hinweise darauf, dass Phospholipide und ihre Bestandteile auch wichtige Funktionen im Zellkern haben. Man konnte Zusammenhänge zwischen Phospholipiden und der Regulierung der Genexpression durch Histonmodifikationen erkennen, welche sich auf die Regulierung zellulärer Prozesse auswirken.⁵

Fazit

Liposomen stellen eine fortschrittliche Technologie in der Nahrungsergänzung dar, die die Bioverfügbarkeit von schwer resorbierbaren Nährstoffen erheblich verbessern kann. Durch den Schutz vor Abbau im Verdauungstrakt und die gezielte Abgabe an Zellen ermöglichen sie eine effizientere Nutzung von Vitaminen, Antioxidantien und anderen Wirkstoffen. Zudem können die enthaltenen Phospholipide selbst positive Effekte auf die Zellgesundheit haben. Gerade mit steigendem Alter kann eine ausreichende Versorgung mit Phospholipiden über die Nahrung diverse Vorteile bieten.

Wissenschaftliche Studien:
1. Huster D, Maiti S, Herrmann A. Phospholipid Membranes as Chemically and Functionally Tunable Materials. Adv Mater. 2024 Jun;36(23):e2312898. doi: 10.1002/adma.202312898. Epub 2024 Mar 8. PMID: 38456771
2. Schverer M, O'Mahony SM, O'Riordan KJ, Donoso F, Roy BL, Stanton C, Dinan TG, Schellekens H, Cryan JF. Dietary phospholipids: Role in cognitive processes across the lifespan. Neurosci Biobehav Rev. 2020 Apr;111:183-193. doi: 10.1016/j.neubiorev.2020.01.012. Epub 2020 Jan 13. PMID: 31945391
3. Dai Y, Tang H, Pang S. The Crucial Roles of Phospholipids in Aging and Lifespan Regulation. Front Physiol. 2021 Nov 23;12:775648. doi: 10.3389/fphys.2021.775648. PMID: 34887779; PMCID: PMC8650052
4. Mohammadzadeh Honarvar N, Zarezadeh M, Molsberry SA, Ascherio A. Changes in plasma phospholipids and sphingomyelins with aging in men and women: A comprehensive systematic review of longitudinal cohort studies. Ageing Res Rev. 2021 Jul;68:101340. doi: 10.1016/j.arr.2021.101340. Epub 2021 Apr 8. PMID: 33839333
5. Uličná L, Paprčková D, Fáberová V, Hozák P. Phospholipids and inositol phosphates linked to the epigenome. Histochem Cell Biol. 2018 Sep;150(3):245-253. doi: 10.1007/s00418-018-1690-9. Epub 2018 Jul 7. PMID: 29982846

 

27 Mai 2025